Die Abenteuer von Bärta Bielich

 

Bärta Bielich ist ein kleines freches, aber liebenswertes Hasenkind. Sie wohnt mit Mama und Papa Hase und ihren beiden älteren Geschwistern Lotta und Otto am Waldrand in einer gemütlichen Hütte.

 

Papa Bielich arbeitet tagsüber auf den nahegelegenen Gemüsefeldern. Mama Bielich versorgt indes Haus und Garten und natürlich auch Bärta, denn Bärta kommt erst in einem Jahr in die große Waldschule. In diese gehen Otto und Lotta schon seit einigen Jahren.

 

Während also alle anderen in Bärta`s Familie ihren Pflichten nachgehen macht Bärta den Wald unsicher. Immer wieder heckt sie neue Streiche aus. Das bereitet ihr riesengroßes Vergnügen. Erst vor kurzem hat sie sich in die Waldschule geschlichen und unbemerkt von den Anderen den Zeiger der Uhr zurückgedreht. So mussten die Kinder eine geschlagene Stunde länger in der Schule bleiben. Die Eltern der Schulkinder dachten, dass ihre Kinder ungezogen waren und nachsitzen mussten. Ja, so ist Bärta. Manchmal treibt sie es halt ein bisschen zu weit.

 

Morgens in der Früh weckt Mama Bielich ihre beiden Großen, damit sie sich für die Schule zurechtmachen. Sie schmiert ihnen die Brote für die Pause und stellt das Müsli bereit, welches die beiden dann sogleich essen. Bärta schleicht sich leis aus ihrem Zimmer heraus und geht in den Flur. Dort stehen die Schulranzen von Lotta und Otto. Sie kramt in ihnen herum und kichert dabei unaufhörlich und leise. Dann huscht sie schnell zurück in ihr Bettchen. Sie kann noch ein Weilchen schlafen, sie muss ja nicht in den Kindergarten.

 

Als die Sonne die Nasenspitze kitzelt wird Bärta erneut wach. Sie hüpft aus den Federn und freut sich über das schöne Wetter. Mama Bielich arbeitet schon fleißig im Garten. Sie hackt und jätet, damit sie soviel wie möglich ernten können. Das braucht Familie Hase dann für den Winter. Denn da können sie nichts im Garten anbauen.

Einige Vogeldamen schauen ihr dabei zu und erzählen bei dieser Gelegenheit den neusten Waldklatsch.

„Also nein, Frau Bielich, haben sie schon gehört, Frau Eule hat sich mal wieder ein Abendkleid gekauft. Ich möchte nur mal wissen, wann sie so etwas tragen will. Sie geht doch zu gar keinem Fest.“

„Ach, Frau Amsel, das müssen sie der guten Frau Eule schon selbst überlassen. Es ist doch ihre Angelegenheit, was sie sich kauft.“

Damit widmet sie sich wieder ihrer Gartenarbeit.

 

„Mama! Ich bin wa-ach.“ ruft es von der Haustür.

„Ich komme, mein Liebling. Meine Damen, sie sehen, meine Bärta ist aufgestanden. Ich wünsche noch einen schönen Tag.“ Sie dreht sich um und geht zum Haus.

 

„Na Bärta, hast du gut geschlafen?“

„Ja Mama. Sehr gut. Aber Klara, die Sonne, hat mich geweckt.“

„Das hat sie ganz richtig gemacht, man verschläft doch nicht den ganzen Tag. Übrigens kannst du mir nachher helfen. Du musst zu Papa auf den Kartoffelacker laufen und Kartoffeln holen. Ich hab keine mehr. Und brauchen tu ich sie für das Mittagessen.“

„Ist gut. Da kann ich gleich Paps einen guten Morgen wünschen.“ freut sich Bärta.

„Eher einen guten Mittag.“ lacht Mama Bielich und streichelt Bärta über den Kopf. „Nun iss dein Brot. Dann nimmst du den Korb von der Kommode und läufst gleich los. Sonst sind die Kartoffeln noch hart, wenn Lotta und Otto aus der Schule kommen.“

Bei den Gedanken an ihre Geschwister huscht Bärta ein Lächeln übers Gesicht. Ob sie schon den kleinen Schabernack bemerkt haben. Wenn ja, dann schlagen sie bestimmt Krach wenn sie nach Hause kommen.

Bärta hat Lotta und Otto zwischen die belegten Brote Butterbrotpapier gelegt. Dann hat sie die Wurstscheiben wieder ordentlich auf das Papier gelegt und die Brote in die Brotbüchse zurückgepackt. Wenn sie nun abbeißen, haben sie das

Papier im Mund. Und alle Kinder werden lachen. Schade nur, dass

Bärta die Gesichter von den beiden nicht sehen kann.

 

Sie schnappt sich den Korb und flitzt los. „Ich bin schon weg.“ Ruft sie der Mama über den Gartenzaun zu.

 

Papa Bielich arbeitet schon seit dem Morgen auf dem Kartoffelacker. Er sammelt die Kartoffelkäfer von den Blättern. Sie fressen die ganzen Pflanzen kahl. Das sind richtige kleine Nimmersatte. Am Rande des Feldes hat er ein kleines Häufchen Kartoffeln ausgegraben. Das darf er mit nach Hause nehmen. Er richtet sich auf und streckt seinen Rücken. Ja, das tut gut.

In der Ferne hört er etwas. Ist das nicht seine Bärta? Er hat sich nicht verhört. Sie hüpft vergnügt aus dem kleinen Wäldchen heraus, den Korb in der Hand. Schon vom weiten sieht er sie winken.

„Huhu Papilein. Ich bin`s, deine Bärta. Mama schickt mich, ich soll Kartoffeln holen.“

„Fein, dass du mir ein wenig Gesellschaft auf dem Acker leisten willst. Allein ist es doch ein bisschen langweilig. Ich hab noch Brote, wollen wir uns die teilen?“ fragt Papa Bielich.

„Aber Paps, da bekommen wir doch beide Ärger mit der Mama. Ich soll ganz fix die Kartoffeln holen, sonst wird das Essen nicht fertig.“

„Das versteh ich.“ schmunzelt Papa Bielich.

„Schau, da drüben liegt ein kleines Häufchen Kartoffeln. Nimm aber nicht so viel.“ sagt der Papa, „Du kannst das sonst nicht tragen.“

Bärta zählt zehn Kartoffeln ab, die müssten reichen. Ist schon ein bisschen schwer, der Korb. Aber ich schaffe das, denkt sie bei sich. Ich bin doch stark.

„Machs gut, Papilein. Lass dich nicht von den Kartoffelkäfern ärgern.“ Und schwups, war sie schon wieder verschwunden.

 

Unterwegs im Wald begegnet Bärta der Igel Ingo.

„Hallo Bärta! Na, wie geht es dir?“

„Danke der Nachfrage, lieber Ingo. Mir geht es sehr gut.“

„Hast du Lust, mit mir zu spielen?“ Er trägt einen Pilz als Sonnenschutz, es ist auch wirklich ein sehr heißer Tag.

„Ich muss erst den schweren Korb mit den Kartoffeln nach Hause zu

meiner Mama bringen. Dann hab ich Zeit.“

Bärta stellt den Korb für eine Weile ab, um zu verschnaufen. Sie jongliert mit zwei Kartoffeln. Dabei wirft sie eine viel zu hoch. Sie kann sie im Sonnenlicht gar nichts mehr erkennen. Und da ist es auch schon passiert: Eine Kartoffel steckt in Ingo Igels Stachelkleid. Die beiden lachen über Bärtas Missgeschick. Da kommt der kleinen Hasendame ein genialer Einfall. Sie hat ohnehin keine Lust, den schweren Korb nach Hause zu schleppen.

„Ingo, kannst du mir helfen, der Korb ist viel zu schwer für meine kleinen schwachen Arme. Die Kartoffeln passen doch sicher alle auf deinen Igelrücken. Und du als kräftiger Igeljunge. Für dich ist das bestimmt nicht so schwer wie für mich.“ Sie blinkert ihn mit ihren großen Hasenaugen an. Ingo, der Bärta sehr gern mag, kann diesen Augen nicht wiederstehen.

„Na gut, wollen wir einmal sehen, wie viel Kartoffeln auf meinen Rücken passen.“

Er beugt sich nach unten und Bärta bespickt seinen Rücken mit den gesamten Kartoffeln. Am Ende kann sich Ingo Igel sogar aufrichten. Bärta drückt ihm den Korb auch noch in die Hand und hüpft munter durch den Wald. Sie trällert fröhlich ein Liedchen.

 

Mama Bielich traut ihren Augen kaum als sie Bärta aus dem Wald springen sieht. Hinter ihr kommt Ingo Igel, dem gar nicht nach Singen zumute ist. Er schwitzt sehr unter der Last der Kartoffeln.

 

„Bärta, wo hast du denn die Kartoffeln?“ fragt Mama Bielich.

„Ingo Igel war so nett, mir zu helfen. Er hat für mich die Kartoffeln hergetragen.“ Sie deutet auf Ingos Rücken. Die Mama schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

„Du hast wohl nur Flausen im Kopf? Die Kartoffeln haben ja jetzt alle Löcher.“

Ingo Igel senkt schuldbewusst den Kopf obwohl er doch überhaupt nichts dafür kann.

„Na kommt schon ins Haus. Ihr habt doch sicher Limonadendurst.“

Die beiden nicken wie auf Knopfdruck. Hmmm, Himbeerlimonade. Da kann kein Kind wiederstehen.

 

Mama Bielich fängt nun an, die Kartoffeln zu schälen. In einer Stunde kommen Otto und Lotta aus der Schule. Sie haben sicher auch Hunger.

 

„Was wollen wir nun machen, Ingo?“ fragt Bärta ihren Freund.

„Ich weiß auch nicht so recht. Dir fällt doch immer was Tolles ein.“

„Komm, wir gehen erst einmal in den Wald. Der Rest wird sich finden.“ sagt Bärta. Eigentlich schwirrt ihr schon eine Idee durch den Kopf. Aber da Ingo Igel meist ein ängstlicher Junge ist, behält sie es lieber noch für sich.

 

Wolfgang Wolf hat sich bei einer nächtlichen Wanderung eine fürchterliche Erkältung eingefangen. Er denkt sich, dass er bei etwas Ruhe und Kamillentee schnell wieder gesund werden kann. Also packt er sich warm ein und schlürft eine Tasse Tee nach der anderen. Er fühlt sich schrecklich einsam. Irgendwie haben die anderen Tiere Angst vor ihm. Er versteht nur nicht ganz, warum das so ist.

 

Bärta hat durch den Buschfunk von Wolfgang Wolfs Erkältung gehört. Sie hatte keine Angst vor ihm, sie wusste ja von ihrem Papa, dass Herr Wolf ein Vegetarier ist. Papa hat ihr das Wort auch ganz genau erklärt: „Pass auf Bärta, ein Vegetarier isst nur Pflanzen. Er mag einfach kein Fleisch. Daher brauchst du auch keine Angst vor Herrn Wolf zu haben.“ Deshalb geht Bärta ganz furchtlos zu Herrn Wolf. Ingo Igel weiß nichts davon. Bärta möchte es ihm auch nicht erklären. Soll er doch einfach denken, dass sie eine ganz mutige Hasendame ist. Sie kichert leise vor sich hin.

„Warum lachst du denn, Bärta.“ fragt Ingo Igel.

„Ach nichts, ich hab nur an etwas Lustiges denken müssen.“

„Weißt du nun schon, wohin wir gehen?“

„Aber ja, wir gehen zu Wolfgang Wolf. Der ist krank.“ sagt Bärta ganz ernst.

„Meine Mama schickt mich immer zu ihm. Ich soll ihm ein geheimes Rezept verraten. Das macht ihn dann rasch wieder gesund.“

„Bist du dir sicher, dass deine Mama auch wirklich Wolfgang Wolf gesagt hat?“ fragt Ingo halb ängstlich halb erstaunt.

„Aber natürlich. Hast du etwa Angst?“

„Ich und Angst? Niemals.“ sagt Ingo Igel ein bisschen zu laut.

 

Inzwischen sind sie am Haus von Wolfgang Wolf angelangt. Bärta drückt mutig auf den Klingelknopf. Ingo versteckt sich ein wenig hinter ihr.

„Wer ist da?“ krächzt Herr Wolf

„Hier ist Bärta Bielich.“ ruft Bärta. „Meine Mama schickt mich.“ lügt sie, denn das stimmt ja gar nicht.

„Oh, fein, dass du mich besuchst. Kommst du allein oder hast du einen Freund dabei?“

Ingo fährt ein Schauer über den Rücken, er ahnt Schlimmes.

„Hoffentlich will er mich nicht fressen.“ flüstert er zu Bärta.

„Ach wo, ich bin doch dabei.“ antwortet sie leise.

„Herr Wolf, ich hab Ingo Igel mit dabei.“ ruft sie durch die Tür.

„Na kommt herein, ihr beiden. Und macht die Tür schnell zu. Ihr wisst doch, ich bin krank.“

„Deshalb kommen wir ja zu ihnen.“

Sie huschen schnell durch die Tür. Drinnen im Haus ist es ganz dunkel. Herrn Wolf schmerzt der Kopf. Da ist es besser, wenn die Fensterläden zu bleiben.

 

Bärta macht ein ganz wichtiges Gesicht.

„Also Herr Wolf, Mama hat mir ein Geheimrezept verraten. Wenn sie alles genau so machen, wie es Mama mir gesagt hat, dann werden sie schnell wieder gesund.“

Ingo Igel schaut ein wenig verdutzt, denn er hat nicht gehört, dass Bärtas Mama irgendetwas von Herrn Wolf gesagt hat. Aber er behält das lieber für sich.

„Wenn dich deine Mama schickt, dann muss es ja helfen.“ sagt Herr Wolf. „Dann erzähl mal.“

„Als erstes brauchen sie vier Esslöffel Ketschup. Die schütten sie in eine Schüssel. Dazu kommen drei Esslöffel Majonaise, ein Spritzer Essig, ein bisschen Salz und zwei Eier. Ach ja, und Honig. Am besten fünf Löffel.“ sagt Bärta. „Das muss alles schön verrührt werden. Danach wird diese Masse auf Gesicht und Brust verteilt. Dort muss sie mindestens 3 Stunden bleiben. Und dann, Herr Wolf, rubbeln sie alles mit einem harten Handtuch ab.“

„Und das hilft wirklich?“ fragt Herr Wolf ungläubig.

„Das machen wir immer so, Herr Wolf. Wir werden dann auch schneller gesund.“ Sie muss sich ein Lachen verkneifen.

Damit verabschieden sie sich von Wolfgang Wolf.

 

„Bist du sicher, dass das Rezept von deiner Mama stammt?“ Ingo Igel runzelt die Stirn.

„Nein, das hab ich mir nur ausgedacht. Schaden wird es ihm bestimmt nicht.“ lacht Bärta.

Ingo ist nicht sehr wohl dabei. Er denkt sich, dass Herr Wolf sehr böse werden wird. Und dann will er sie beide womöglich noch fressen. Er weiß ja nicht, dass Herr Wolf kein Fleisch isst.

 

Als sie an dem Haus der Familie Bielich vorbeigehen schaut gerade Mama Bielich aus dem Fenster.

„Du kommst gerade zur richtigen Zeit, Bärta. Wir essen jetzt.“ Und zu Ingo Igel sagt sie: „Deine Mutter hat auch schon nach dir gesucht. Ihr esst ebenfalls zu Mittag.“

„Machs gut, Ingo. Vielleicht treffen wir uns heut Nachmittag noch einmal.“

„Ja, Bärta. Ich muss erst meine Mama fragen, es kann auch gut sein, dass ich meinem Papa im Garten helfen muss.“ Ingo Igel hat sich noch immer nicht von Bärtas Streich mit Wolfgang Wolf erholt.

 

„Wasch dir deine Hände und dann deckst du bitte den Tisch.“

Bärta geht zum Waschbecken und wäscht sich ihre schmutzigen Händchen. Dann deckt sie den Tisch. In der Ferne hört sie schon ihre Geschwister lärmen. Sie ist gespannt, ob Lotta und Otto etwas über die Pausenbrote sagen.

 

Mama ist nach draußen gegangen. Bärta hat es nicht bemerkt. Im Garten angekommen erzählen Lotta und Otto sogleich der Mama von Bärtas Streich.

Mama Bielich ist ein wenig traurig, weil Bärta immer so viel Unfug treibt.

Sie flüstert den beiden Großen etwas ins Ohr, dann lachen alle drei.

 

Sie gehen wieder ins Haus.

„Wie war es in der Schule?“ fragt Bärta ihre Geschwister.

„Es war heut ein Super-Tag.“ antwortet Otto. „Erna Ente hatte Geburtstag. Alle Kinder haben Kuchen und Bonbons bekommen.“

„Mama,“ sagt Lotta „du darfst nicht böse sein. Wir haben unsere Pausenbrote wieder mitgebracht.“

„Aber das macht doch nichts.“ antwortet Mama Bielich. „Bärta isst doch gern eure Brote. Die heben wir für den Nachmittag auf. Da bekommt unsere kleine Hasendame immer Hunger.“

Sie schaut auf Bärta. „Nicht wahr, meine Kleine?“

 

Bärta bleibt vor Schreck der Mund offen stehen. Das würde ja bedeuten, dass sie die Brote essen muss, die sie heut morgen mit Butterbrotpapier belegt hat. Sie bekommt keinen Bissen herunter. Die ganze Zeit überlegt sie, ob sie es allen sagen soll.

„Warum isst du denn nicht?“ fragt Mama Bielich erstaunt. Eigentlich weiß sie ja den Grund, aber sie will es von Bärta hören.

Bärta hält ihren Kopf nach unten und murmelt etwas leise. Dabei bekommt sie ganz rote Ohren. Sie sind so rot, dass sie leuchten. Ihr ist das ja alles ein wenig peinlich.

„Bärta, hast du etwas ausgefressen?“ fragt Mama Bielich.

Bärta entschließt sich nun doch, die Wahrheit zu sagen.

„Ich muss euch etwas gestehen. Ich hab heut morgen auf die Pausenbrote Papier gelegt. Es sollte nur ein Spaß sein. Das hätte ja niemanden geschadet. Ich kann sie doch nun nicht selbst essen.“

Mama Bielich schaut streng auf Bärta. „Schämst du dich nicht? Otto und Lotta hätten ihre Brote gar nicht essen können, weil du ihnen so einen gemeinen Streich gespielt hast. Nur gut, dass Erna Ente Geburtstagskuchen mitgebracht hat.“

„Es tut mir leid.“ stammelt Bärta.

„Als Strafe schmierst du eine ganze Woche lang die Pausenbrote für deine Geschwister. Und die werden dann lecker belegt. Wehe, mir kommen Klagen. Dann ziehe ich dir deine Ohren lang.“

 

Keiner hat Bärta verraten, dass ihr Streich in Wirklichkeit funktioniert hat und dass die beiden Geschwister das Papier fast mitgegessen haben. Das braucht sie nun nicht zu erfahren.

 

„Ich gehe raus spielen.“ sagt Bärta nach dem Essen.

Sie macht sich auf die Suche nach Ingo Igel.

Dieser muss aber seinem Papa im Garten helfen. Herr Igel ist schon etwas älter und kann sich nicht mehr so lange bücken.

„Guten Tag, Meister Igel.“ grüßt Bärta höflich.

„Hallo Bärta, hast wohl Langeweile?“ fragt Meister Igel.

Ingo Igel hat ihm zum Mittag erzählt, dass er alle Kartoffeln für Bärta nach Hause getragen hat. Das findet er gar nicht so toll. Es gefällt ihm nicht, dass Bärta alle ausnutzt und den anderen nicht hilft. Er möchte sie gern überlisten, damit sie Ingo bei der Gartenarbeit mit hilft. Ihm fällt etwas Schlaues ein. Da der Boden von der Hitze ziemlich hart geworden ist, muss er umgegraben werden. Das wäre doch eine schöne Aufgabe für Bärta.

„Hast du schon gewusst, dass in unserem Haus früher einmal eine reiche Igelfamilie gewohnt hat. Man erzählt sich, dass sie in unserem Garten einen Schatz vergraben haben. Ein ganzer Krug voller Goldstücke. Wer ihn findet, der darf ihn behalten.“ erzählt Meister Igel der Bärta. „Ingo fängt heut schon einmal mit graben an.“

„Das klingt ja spannend. Haben sie etwas dagegen, wenn ich Ingo dabei helfe?“ Sie denkt dabei weniger an das Helfen, sondern sie sieht sich schon mit einem Krug voller Goldstücke nach Hause laufen. Was sie sich alles dafür kaufen konnte. Ein neues Fahrrad, eine neue große Puppe, einfach nur ganz viele Spielsachen. Und natürlich jede Menge frisches Karotten-Eis in Benny Eisbär`s Eisdiele.

„Wo steht denn ein Spaten für mich?“

Ingo Igel schaut ganz verdutzt. Er weiß noch nichts von Meister Igels kleinem Schabernack.

„Im Schuppen steht noch ein Spaten für dich, Bärta.“ Er schaut dabei seinen Papa an. Dieser zwinkert ihm zu. Ingo fängt an, zu lachen.

Bärta hat sich in der Zwischenzeit den größten Spaten ausgesucht. Sie denkt sich: Je größer der Spaten, um so schneller finde ich den Schatz.

Meister Igel zeigt ihr ein Stück Feld, auf dem der angebliche Schatz vermutet wird.

„Meine liebe Bärta, der Schatz ist nicht tief eingegraben. Du kannst also ganz normal umgraben. Achte darauf, dass der Boden schön locker wird. Da kannst du den Krug nicht übersehen.“

Noch bevor Meister Igel seinen Satz zu Enge gesprochen hat, gräbt Bärta fleißig das Feld.

„Meister Igel, gehen sie sich ausruhen. Ich schaffe das schon.“ Auch Ingo schickt sie weg. „Ingo, du kannst ja Limonade von deiner Mama holen.“

Sie denkt, wenn sie den Schatz schnell findet, dann kann sie damit schon nach Hause gehen und muss nicht teilen.

 

Ingo Igel und sein Papa gehen lachend davon.

„Warum hast du das gesagt, Papa?“

„Ich hab mir gedacht, weil du ihre Kartoffeln tragen musstest, kann sie ruhig deine Arbeit erledigen.“

 

Bärta gräbt indes ohne Pause das Feld um. Sie hat sich ein Taschentuch als Sonnenschutz um den Kopf gebunden. Damit sieht sie fast wie ein Schatzgräber aus. Ein bisschen enttäuscht ist sie schon. Bis jetzt hat sie nur alte Karotten und Kartoffeln gefunden. Ihre Hände haben schon Blasen bekommen. Aber so leicht gibt Bärta nicht auf.

Auf einmal sieht sie etwas in der Sonne funkeln. Eilig legt sie den Spaten weg. Aufgeregt gräbt sie mit den Händen weiter. Sie kann es gar nicht glauben. Ihre Anstrengungen werden doch belohnt. Sie hält einen Goldring in den Händen.

In diesem Moment kommen Meister Igel und Ingo Igel wieder. Bärta ist ganz aufgeregt.

„Meister Igel,“ ruft sie. „Ich habe etwas gefunden. Schauen sie nur.“

Verdutzt kratzt sich Meister Igel am Hinterkopf.

„Was ist es denn, Bärta?“

„Sehen sie nur, ein Goldring. Hier muss der Schatz sein.“

Papa und Sohn schauen sich an und können es gar nicht verstehen. Aus dem Schabernack ist Wahrheit geworden. Bärta hat ihren Schatz gefunden.

Meister Igel schaut sich den Goldring genau an und er erkennt den Ehering seiner Frau. Sie hat ihn vor einigen Jahren bei der Gartenarbeit verloren.

Er fängt an, schallend zu lachen.

„Bärta, meine Liebe. Das ist der Ring meiner Frau. Sie hat ihn hier an der Stelle vor einigen Jahren verloren. Damals war sie sehr traurig und wollte auch keinen neuen Ring. Immer hat sie gehofft, sie findet diesen hier wieder. Und nun hast du ihn gefunden.“

Bärta denkt nach. Es ist ja nicht ihr Ring. Das beste wird sein, sie gibt ihn Frau Igel wieder. Dann kann sie wieder glücklich sein.

„Meister Igel, nehmen sie den Ring. Er gehört mir nicht. Ihre Frau wird sich sehr freuen. Nun braucht sie nicht mehr traurig sein.“

Meister Igel ist gerührt und schämt sich, dass er Bärta diesen Streich gespielt hat. Sie hat tatsächlich das ganze Feld umgegraben. Dafür möchte er sie auch belohnen.

„Weißt du was, Bärta? Du gehst jetzt mit Ingo zu uns nach Hause. Da wascht ihr eure Hände und lasst euch von Mama Igel Geld geben Damit geht ihr zu Benny Eisbär`s Eisdiele und esst einen Riesengroßen Eisbecher. Den hast du dir nach dieser Schinderei verdient.“

„Vielen Dank, Meister Igel.“

„Ich hab zu danken, Bärta.“

 

In der Eisdiele lassen sich die beiden den Eisbecher schmecken. Bärta schmerzen noch immer die Hände. Aber trotzdem fühlt sie sich gut. Sie hat heute endlich einmal eine gute Tat vollbracht.

 

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schlendert auf einmal Wolfgang Wolf vorbei. Er lächelt Bärta an und sagt:“ Bärta, vielen dank für dein Geheimrezept. Schau nur, es hat geholfen. Ich komme heute Abend bei deiner Mama vorbei und werde mich bei ihr bedanken. Viel Spaß noch beim Schlemmen.“

Bärta bekommt einen riesigen Schreck. Wenn Mama erfährt, dass sie dem kranken Herrn Wolf einen Streich gespielt hat, dann bekommt sie ganz bestimmt Hausarrest.

„Wir sind heute Abend nicht zu Hause, Herr Wolf.“ stammelt Bärta. „Aber ich richte meiner Mama die Grüße aus.“

 

Wolfgang Wolf lächelt still in sich hinein. Er hat geahnt, dass Bärta ihm einen Streich spielen wollte. Dazu kennt er Bärta lange genug. Nun soll sie Angst haben, dass er zu ihrer Mama geht. Er geht zwar hin, verrät aber nicht ihren Streich. Er muss Papa Bielich nämlich die geborgte Säge zurückbringen. Da wird sie sicher vor Angst schwitzen.

Wird Bärta ihrer Mama diesen Streich gestehen? Oder Nicht? Dies erzähle ich euch in einer anderen Geschichte.

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